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Zwischen Bach und Rossini…

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Zwischen Bach und Rossini…

Weihnachtswunder – in der Begegnung?

Es beginnt alles immer mit einer Sehnsucht. Manchmal ist es die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer, die uns treibt, oder nach dem Sommer, oder die Sehnsucht nach Nähe zu geliebten Menschen – also die Sehnsucht, dass etwas kommt, sich ereignet, anfängt. Wer kennt ein solches Sehnen nicht…

Oft kann man auch die Menschen erzählen hören von ihrem Sehnen danach, dass etwas aufhört, z. B. eine Einschränkung, die Kälte, die Hitze, die Einsamkeit, Lärm oder Hast.

Dass „etwas“ kommt, das etwas beginnt, das sich irgendwas irgendwie verändern möge, das wünschen wir uns immer wieder, und vielfach, ja bezeichnenderweise, lässt sich dieses „etwas“ garnicht genauer benennen…

Ganz oft wünschen wir uns sehnsüchtig, dass das Leben, so wie wir’s gerade erleben, anders wär an einer Stelle, besonders dass die andern anders wären… Doch auch selbst anders zu sein, anders auszusehen, anders zu werden, danach gibt es manches Verlangen. Und – das will ich nicht verschweigen - wir wünschen uns auch sehnlichst gelegentlich, etwas oder etwas anderes zu haben.

Kaum ist der erste Advent vorbei, wartet der LC Karlsruhe sehnsüchtig auf den vorweihnachtlichen Abend und vor allem scheinen nicht zuletzt die Häuser des guten Geschmacks in der Innenstadt fast verzweifelt-sehnsüchtig auf die Kaufimpulse zu warten, die unsere Wünsche und Vorstellungen auslösen – und sie tun sogar allerlei dafür.

Weihnachten, so hören wir es in der einen oder anderen Form dieser Tage wie alle Jahre wieder, ist die Zeit der Wunder, der Liebe und des Glücks. Wo die das wohl herhaben?

Und wenn es so wäre? Weihnachten hier und heute, bei uns und um uns herum - die Zeit der Wunder, der Liebe und des Glücks?

Es hat natürlich zu tun mit dem Ursprung, mit der Wurzel des alljährlichen Festes der geweihten Nacht, der Heiligen Nacht.

Wie können wir dem Weihnachtsgeschehen wirklich, ehrlich, auf die Spur kommen? Wo finden wir das Wunder, dass uns auch heute in unseren aufgeklärten Zeiten ergreifen kann, wenigstens ein Stück weit, für Momente?

Diese Tage der Wunder, der Liebe und des Glücks…Wie begegnet sie mir, diese Liebe, und von welcher Liebe ist eigentlich die Rede? Spüre ich sie, wenn sie mich berührt? Und was tue ich bloß, um das Glück nicht zu verpassen?

Das Weihnachtswunder, es hat viele Seiten, und ist doch eher einfach als kompliziert.

Die geistlichen Worte dazu an dieser Stelle im Programm des vorweihnachtlichen Abends haben in unserem LIONS Club eine große, eine warmherzige christliche Tradition.

Eine theologische Auslegung des Weihnachtsgeschehens – das kann meine Rede nicht sein. Dennoch – zu konkretisieren, woraus das Weihnachtswunder für mich bestehen könnte dieses Jahr, unter welchem Aspekt ich versuchen wollte die Weihnachtsgeschichte und ihren Bezug auf mein Leben zu erschließen oder einen aktuellen Sinn zu geben, dem wollte ich schon auf die Spur kommen, und das möchte ich gern mit euch teilen, wo ich schon dazu eingeladen worden bin.

Für mich liegt das Besondere, das wirklich Einzigartige und Wunderbare der Weihnachtsgeschichte dieses Jahr in den Begegnungen. Neben der Vielzahl spannender, zugleich alltäglicher wie extremer Rollenbilder und -ausgestaltungen in den Ereignissen um diese Heilige Nacht herum gibt es den Aspekt des Begegnens von großen Unterschiedlichkeiten –das ist mein Leitsternthema dieses Jahr.

Die Geschichten von Weihnachten erzählen davon, wie das Leben so spielt und Extreme zusammenführt:

Neben einigen Ereignissen, die auch heute den Stoff für Romane liefern würden, sei nur ein Schlaglicht geworfen auf die Szene der Krippe, die wir alle kennen:

·das junge Paar auf der dringenden Suche nach einem Wohin, als Ausländer Bittsteller bei den Ortsansässigen und Platzhirschen

·die innige Nacht einer Geburt mit dem Schutzlosesten, Hilflosesten und Verletzlichsten, einem Neugeborenen, quasi hautnah mit dem Vieh im Stall

·die Naturburschen mit ihren eigenen Gesetzen des vermutlich eher diesseitigen, männlichen Hirtenlebens begegnen dem Göttlichen, Überirdischen – in Gestalt des Engels und des Kindes

·viele Menschen mit ganz unterschiedlichem Hintergrund (Migrationshintergrund?) finden sich ein, Seit an Seit, noch dazu mit Ochs und Schaf

·und Wohlhabende, reich an Wissen und weltlichen Gütern, bewegen sich zu auf ein mittelloses, nacktes, zartes und empfindliches Leben.

Das sind lauter kleine Wunder, diese Begegnungen und Konstellationen, wie sie uns erzählt werden in den uralten Geschichten, ganz anders, als unser Alltag sie kennt.

Wirklich? Eigentlich gar nicht. Das Leben istimmer dann besonders erfüllend, wenn Gegensätze überwunden werden, wenn das, was anscheinend zunächst nicht zusammenpasst, zueinander findet.

Solche Begegnungen nicht zu verpassen, sondern sie herbeizuführen, ohne Furcht, dazu ermutigt mich die Weihnachtsgeschichte, den Zauber von Begegnungen erleben und bereit sein, die Symbolhaftigkeit dieser alten Geschichten neu zu deuten: inwieweit wird da das Kind in mir, mein Ich, neu geboren, in der Stilledieser Nächte, in denen doch wirklich die Welt in gewisser Weise stehen bleibt und eine Auszeit nimmt.

Wie begegne ich denen, die um mich sind? Wie begegne ich mir, wie begegne ich dem Leben, das ganz anders ist als meins?

Viele Schritte in den Aktivitäten des LIONS Clubs erhalten ihre Kraft, weil sich Menschen hierzu Gedanken machen, und sie tun dies, tun dies auch, weil es sie froh macht, Zeichen von Solidarität mit Benachteiligten und Leidenden zu geben und zu helfen, mit dem Wunsch dazu beizutragen, die Bedingungen für Leben etwas zu verbessern.

Es beginnt alles immer mit einer Sehnsucht. Denken wir dran und rufen wir uns ins Bewusstsein, welches unsere wirklichen Sehnsüchte sind, und geben wir von dem, was wir selbst am meisten brauchen. Damit kommtFrieden in unsere Welt und ein zutiefst und wahrhaft Frohes Fest.

 

Anke Ulmer, 13.12.2013

LIONS Club Karlsruhe,

Vorweihnachtlicher Abend